Beagle sind Jagdhunde! - Das wissen wir alle und wohl auch fast jeder Besitzer eines Jagdhundes hat schon einmal einen spurlautgebenden Hund erlebt.
Der Beagle hat aber eine Besonderheit, nämlich das eigenständige, spurlaute Folgen einer Hasenfährte. Dies ohne Einflussnahme des Jägers (Hundeführers). Diese Eigenschaft ist bei den Beagles genetisch festgelegt, aber bei den einzelnen Hunden mehr oder weniger stark ausgeprägt. Diesen Ausprägungsgrad gilt es bei einer Spurlautprüfung (SLP) zu ermitteln.
Der SLP vorgeschaltet ist aber eine kleine Hürde, die Schussfestigkeitsprüfung (SFP). Der BCD bietet beide Prüfungen separat oder als Block an verschiedenen Orte an. Mit Rücksicht auf die Setzzeiten des Wildes und natürlich auch der Vegetation finden die SLP nur im Frühjahr oder Herbst statt.
Unser Kurzurlaub in Hamburg fiel zufällig mit einem der SLP-Termine bei der LG Niedersachsen Nord zusammen. Also schnell angemeldet, denn Diekmannshausen ist nur etwa 200km von Hamburg entfernt.
Für 09:00 Uhr waren wir bei einem Gasthof in Diekmannshausen verabredet und so trafen sich dort 7 Beagles samt Zweibeinern, ( aus Nds, B, By, und NRW) , drei Richtern dem Prüfungsleiter und natürlich dem LG-Vorsitzenden als Gastgeber. 7 Überprüfungen der Schussfestigkeit standen an und 6 Hunde sollten die SLP ablegen.
Nach Abwicklung der Formalitäten und eingehender Einweisung in den Prüfungsablauf blies der Prüfungsleiter zum Aufbruch. Zunächst ging es an den Deich. Wir hatten die Startnummer 1 gezogen und so durfte Uca als erste ihre Einstellung zum Knall der Jagdwaffe zeigen. Dazu werden die Hunde "geschnallt" (abgeleint) und dürfen sich schon mal warmschnüffeln. Zwei Schüsse werden in einiger Entfernung abgegeben. Dabei dürfen sich die Hunde kurz erschrecken, sollten danach aber ihre "Arbeit" wieder aufnehmen. Keinesfalls dürfen sie sich verschreckt entfernen oder Schutz beim Hundeführer suchen. - Alle haben es bestanden. Für den jüngsten Teilnehmer (7 Monate) war der Prüfunstag damit beendet, denn der Spurlaut war noch nicht ausgeprägt.
Für die anderen hieß es jetzt "Revierwechsel". Eine weitläufige Grünlandfläche versprach einen guten Hasenbesatz. Die ersten drei Hunde durften sich startfertig machen. Eine Signalhalsung mit Handynummer gehört dabei zur Standardausstattung. Kaum waren wir ausgestiegen wurde bereits das erste Langohr gesichtet. Dabei musste unbedingt verhindert werden, dass die Hunde den Hasen sehen. Es wird schließlich die Nase geprüft. Ein Richter merkte sich den Platz, an dem der Hase aufgesprungen war und der erste Hund wurde in die Nähe der "Sasse" geführt und dort geschnallt. Nach kurzem Stöbern merkte man sofort, dass die Fährte aufgenommen war. Nun musste aber auch der Spurlaut eingeschaltet werden. Dies nicht nur kurz, sondern durchgehend über mehrere hundert Meter. Der Richter gab danach das Signal, den Hund wieder anzuleinen. - Ein nicht, bei jedem Beagle, ganz einfaches Unterfangen.
Uca durfte sich an dem zweiten Hasen versuchen. Sehr zielstrebig hatte sie die Fährte aufgenommen und saugte sich förmlich am Boden fest. Auch die die Grünlandflächen begenzenden etwa 2m breiten Entwässerungsgräben stellten kein Hindernis dar. Als sie wieder auftauchte, hatte sie sich zu meinem Entsetzen von bicolour zum tricolour verwandelt. Sie befand sich aber zu meiner Freude auf dem Rückweg. - Bevor ich sie aber wieder anleinen konnte stieg ihr ein neuer Geruch in die Nase und sie begann auch dieser Fährte zu folgen. Diesmal aber in die andere Richtung, dahin wo der erste Hase angetroffen wurde. Die für mich unüberwindlichen Gräben trennten das Grünland von einer gepflügten Ackerfläche. Für Uca kein Problem, für mich ein langer Umweg über einen glitschigen, schmalen Steg. Auf dem Acker wurden meine Schuhe mit jedem Schritt ein Pfund schwerer und mein Tempo entsprechend langsamer. Dank der selbst gebackene "Superleckerli" in meiner Tasche konnte ich schließlich doch Ucas Interesse wecken. Mit einem schnellen Griff durch ein Gatter hatte ich Uca erwischt und konnte sie anleinen. Nicht nur Uca hatte die Arbeit etwas erschöpft.
Nach zwei Handtüchern war der Hund wieder halbwegs trocken und auch die Originalfellfarbe hatte wieder die Oberhand. Zeit für ein ausgiebiges Frühstück für den Prüfling.
Inzwischen hatte eine weitere Hündin ihre eigentliche Aufgabe bewältigt und sich ebenfalls an eine weitere Hasenfährte geheftet. Etwa 5 km entfernt wurde sie letztmalig gesehen. Mit 2 Autos machten wir uns auf den Weg, die Ausreißerin einzufangen. Sie wurde auch bald gesichte. Auch hier half die Erwartung auf eine leckere Portion. Nach einem beherzten Sprung über einen der breiten Gräben konnte Andreas die Dame anleine.
Nun musste das Revier gewechselt werden, denn hier gab es keine Hasen mehr. Die fertigen Prüflinge durften sich mit ihren Zweibeinern zum Prüfungslokal begeben. Die verbleibenden Prüfungsteilnehmer folgten etwa 2 Stunden später.
Die Richter fertigten die Urkunden aus und alle gingen zum gemeinsamen "Schüsseltreiben" über. Danach die Bekanntgabe der Ergebnisse.
Alle Hunde haben die SLP bestanden. - Auch Uca erreichte mit 100 Punkten die Höchstpunktzahl. Wegen ihren extrem ausgeprägten Spurwillen wurde sie zudem noch durch die LG Niedersachsen-Nord als "Tagessieger" ausgezeichnet.
Es war ein sehr interesanter aber auch anstrengender Tag für Hunde und Menschen. Uca war erschöpft aber glücklich. Den Tag hat sie in den Träumen den folgenden Nacht noch einmal passieren lassen.
Wir bedanken uns bei der "Landesgruppe Niedersachsen-Nord" für die Gastfreundschaft.
Wir sind sehr stolz auf unsere Uca.
Heinrich Heling
Anmerkungen für Interessenten an einer SFP/SLP:
Was braucht man dazu?
Ahnentafel, Impfausweis, Haftpflichtversicherung, Wetterfeste Kleidung, Signalhalsung mit aufgedruckter Handynummer, Halsung, die man leicht lösen kann (Der Hund trägt während des Freilaufes ausschließlich die Signalhalsung!), ggf. Fernglas, 1 Tag Zeit.
Wie kann man sich vorbereiten?
Indem man gemeinsam mit dem Hund (mit Geschirr) an einer Feldleine (10-15m) einer frischen Hasenfährte folgt. Auch hierbei gilt, dass der Hund den Hasen nicht sehen darf, sonden sich allein auf seine Nase verlassen muss.
Weitere Ausstattung:
Der BCD stellt für den Tag der Prüfung auf Wunsch auch GPS-Ortungshalsbänder bereit.